Digital Detox in Zeiten der Corona Krise

DIGITAL DETOX IN ZEITEN DER CORONA KRISE

Zur jetzigen Zeit will niemand auf sein Handy verzichten. Verständlicherweise. Wir verfolgen die Nachrichten akribisch mit, halten Kontakt zur Familie und zu Freunden. Man will natürlich informiert sein und bleiben. Wie gut, dass wir ausgerechnet in dieser Situation die Möglichkeit zur digitalen Kommunikation haben und uns somit auch weniger allein fühlen.

Doch der Informationsüberfluss kann einen auch in den Wahnsinn treiben, unnötig Angst sowie Pessimismus verbreiten. Daher ist es gerade jetzt umso wichtiger das Handy auch mal aus der Hand zu legen und durchzuatmen. Wenigstens für ein paar Stunden am Tag. Versucht, sofern möglich, handyfreie Zeiten einzurichten und den Spaziergang beispielsweise bewusst zu genießen oder das Buch ohne Handyablenkung zu lesen. 

Ich habe mich selber dabei ertappt gefühlt 10 mal pro Stunde die News zu checken. In meinen Whatsapp-Gruppen geht es gerade rund. Da werden Links und Videos durch die Gegend geschickt. Jeder versucht sich mit aktuelleren und brisanten Infos zu übertrumpfen. Wieder mehr Tote in Italien, die Jüngeren kann der Virus auch besonders hart treffen, wieder Idioten, die im Park grillen, wahrscheinlich müssen wir das ganze Jahr mit #SocialDistancing verbringen….Was bringt uns das? In erster Linie vor allem eines: Negative Energie! 

Ich musste die letzten Tage in Quarantäne bleiben und habe meine Zeit zugegebenermaßen damit verbracht, sinnlos durch das World Wide Web zu surfen. Instagram und Facebook rauf und runter. Was ich dabei festgestellt habe, ist, dass sich die Prioritäten glücklicherweise auch zum großen Teil in den sozialen Medien verschoben haben. Die Leute bedanken sich rührend beim medizinischen Personal und bei Supermarkt-Angestellten, Aufrufe zu Hause zu bleiben, gehen viral, wichtige Botschaften kommen an. Ich habe z. B. ein Video mit einem 91-jährigen Herrn gesehen, der sehr traurig darüber war, seine Frau nicht mehr im Altenheim besuchen zu dürfen. Mich hat dies zu Tränen gerührt. Am Ende des Tages sind es doch die kleinen Dinge, die zum großen Glück beitragen. 

“Der Informationsüberfluss kann uns in den Wahnsinn treiben und unnötig Angst sowie Pessimusmus verbreiten.”

Auf der anderen Seite sieht man natürlich noch endlos viele Influencer, die ihre Produkte bewerben und weniger sinnvolles berichten. Auch dafür habe ich teilweise Verständnis. Es ist nun mal ihr Job und somit unterstützen sie Firmen. „The show must go on“. Und wir müssen ja alle zusehen, wie wir unsere Miete weiterhin bezahlen können.

Trotzdem wurde mir teilweise schlecht. Gerade in dieser Krise merkt man doch worauf es wirklich ankommt. In den letzten Jahren haben sich vor allem die sozialen Medien zu unfassbar oberflächlichen Konsumhöllen entwickelt. Da geht es häufig nicht mehr um Inspiration, sondern um den puren Konsum. Um Follower, Likes, Swipe-Ups…und darum, sich selbst zu übertrumpfen.

Unsere Welt löst sich gerade auf. Verzichten fällt vielen plötzlich nicht mehr schwer (außer auf Klopapier). Wir rücken (trotz 1,5m Mindestabstand) zusammen, Nachbarschaftshilfen sprießen aus dem Boden. Menschen, die vor lauter Hektik nicht zur Ruhe kamen, schätzen nun das Gefühl der Entschleunigung. Der bisher gekannte Konsum verliert plötzlich an Bedeutung. Überzogene Influencer-Stories wirken peinlich und überflüssig. Wir richten unsere Aufmerksamkeit von Außen nach Innen. Plötzlich braucht es nicht mehr so viel, um glücklich zu sein.

Ich hoffe und wünsche mir, dass dieses Bewusstsein auch nach Corona noch länger anhält.

If you can’t go outside, go inside 🙂