Digitaler Stolz & die Liebe

DIGITALER STOLZ & DIE LIEBE

Man hat sich fest vorgenommen nie zu sagen: „Früher war alles besser.“ Aber Standort-Tracking in Beziehungen? Dating Apps im Unsichtbar-Modus? Wann kommt die Bewertungsfunktion? Oder im besten Fall direkt die Gedankenlese-App, um uns stundenlanges Stalking und phantasievolle Interpretationen zu ersparen? Hoffen wir, dass wir noch weit davon entfernt sind.  Allerdings gehört Stalking in der heutigen Welt ganz unbewusst für viele Personen zur alltäglichen Prozedur. Dabei geht es nicht um kriminelles Stalking, sondern um alltägliches Schnüffeln. Um das Verfolgen von Personen im Netz. Wir wollen es nicht übertreiben, aber auch die Handysucht ist eine Art Sucht. Grund dafür ist das Hormon Dopamin, das der Körper ausschüttet, wenn wir auf der Suche nach etwas Interessantem oder Neuem sind.

Völlig lost im digitalem Universum.

Wir suchen nach Antworten, für die wir nicht mal Fragen haben. Wir nutzen jedes kleineste Details für die größte Interpretation. Und das Schlimmste daran: die Grenze zwischen der Realität und der Online Welt verschwimmt für uns.

Du folgst mir nicht, also folg ich dir nicht. Du hast als letztes nicht mehr geschrieben, also schreib ich auch nicht. Deine Antwort kam erst zwei Stunden später? Ich kann es noch besser und antworte erst morgen früh. Du hast eine Story hochgeladen und ich schaue mir diese mit Absicht nicht an. Jetzt bin ich aber richtig krass drauf.

Ich will nicht wissen, wie viele zwischenmenschliche Beziehungen schon durch dieses Denken kaputt gegangen oder gar nicht erst zustande gekommen sind. Wie oft durch digitales Stalking ein verletzter Stolz wird, der uns im echten Leben dann im Weg steht. Wir lieben dort, wo wir am meisten zurückbekommen. Das können aber leider auch Profilbesuche, Likes, Matches oder nur WhatsApp Antworten sein. Und wie wird man diesen digitalen Wahnsinn los? Selbstliebe ist das Zauberwort. Ein bisschen mehr Vertrauen in dich und auch in dein Gegenüber. Angst? Klar, die reale Welt ist nicht so kontrollierbar wie Instagram & Co., aber dafür ist sie wahr. Und manchmal sehen die Dinge fernab vom Display dann doch wieder ganz anders aus.

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